Für diesen Kurs sind drei Teile geplant:
Gründe, sich ein Netzwerk zuzulegen, gibt es viele: Der populärste und aus Amiga-Sicht unbefriedigendste, ist die bessere Unterstützung moderner Hardware auf den gemeinen PCs. Gibt es manche Dinge noch mit amigakompatiblen Anschlüssen, z.B. SCSI, ist dann meistens beim Softwaretreiber Schluß. Irgendwann rechnet sich sogar ein halbwegs moderner Billig-PC, wenn man kein Geld mehr für Shareware und kommerzielle Amigalösungen ausgeben muß, sondern die schöne neue Technik ganz bequem über ein Netzwerk auch auf dem Amiga mitbenutzen kann. Vom unkomplizierten Datenaustausch ganz zu schweigen.
Das Netzwerkmodell ist in mehrere Schichten oder Ebenen aufgeteilt. Grob gesagt, existiert eine unterste Hardwareschicht, die die Rechner physisch verbindet, eine Treiberebene für die Hardware, darüber eine Netzwerksoftware mit Protokollebene und Anwenderprogrammebene, und letztlich den Programmen, die auf Netzfunktionen zugreifen wollen. Verwirrt? Das gibt sich mit der Zeit. Fangen wir mit der untersten Ebene, der Hardware, an.
Grundsätzlich ist es vollkommen egal, wie sie Ihre Rechner vernetzen, sie müssen nur darauf achten, daß alle beteiligten Geräte untereinander kompatible Anschlüsse haben. Für wirklich anspruchsvolle und erweiterbare Netze wird Ihnen jedoch keine andere Wahl als Ethernet bleiben.
Die einfachste und zugleich auch langsamste Verbindung zweier Rechner geschieht über die serielle Schnittstelle mit einem sogenannten Nullmodemkabel. Dieses ist billig und mit geringen Lötkenntnissen auch selbst einfach herzustellen, hat jedoch den Nachteil, daß mit zunehmender Länge immer mehr Störungen von außen die Verbindung verschlechtern und deshalb die Schnittstellengeschwindigkeit immer niedriger eingestellt werden muß. Man hört von erfolgreichen Versuchen, nachdem über 100 Meter Strecke zwischen zwei Rechnern so überbrückt wurden - bei maximal 240 Bytes/Sekunde...
Nicht umsonst habe ich auch immer von ZWEI Rechnern gesprochen. Die serielle Schnittstelle ist eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung, man kann das Kabel nicht abzweigen. Ein dritter Rechner findet keinen Anschluß, außer über eine weitere Schnittstelle.
Der Vorteil ist, daß jeder ernstzunehmende Rechner eine serielle Schnittstelle hat, die zu jedem anderen Rechner kompatibel ist.
Normalerweise ist dies der Druckerport. Hierfür gibt es zwei Lösungen: Eine "Laplink"-Vernetzung, ursprünglich zum Datenaustausch zwischen Laptop und PC gedacht, daher der Name. Außerdem der echte bidirektionale Datenaustausch mittels PLIP (Parallel Line Interface Protocol). Die Methoden benötigen unterschiedliche Kabel, sind aber beide wesentlich schneller, als eine serielle Vernetzung, circa um den Faktor fünf. Ein wesentlicher Nachteil ist, daß damit nur etwa 5 Meter überbrückt werden können, ganz Mutige schaffen vielleicht auch 10 Meter, aber da will ich dann nicht Datenpaket sein.
Laplink hat wieder den Nachteil, daß jeder Rechner sein eigenes Süppchen kocht. Zum Glück bringen Amiga-Programme ihre eigenen PC-Treiber mit, wie z.B. PC2Amiga (Aminet: comm/net). Nachteil ist die Client/Server-Struktur: Der Amiga hat zwar vollen Zugriff auf den PC, aber der PC hat keine Ahnung, daß ein Amiga daranhängt.
PLIP hingegen ist ein standardisiertes Netzwerkprotokoll, mit Treibern für alle Rechnertypen. Der Nachteil ist wieder: Jeder Rechner hat normalerweise nur einen Parallelport, und der ist meistens durch den Drucker belegt. Man braucht also ein spezielles Kabel mit Umschaltung zwischen Drucker und Netzbetrieb. Trotzdem funktioniert immer nur eines, einen Drucker, der übers Netzwerk ansprechbar ist, bekommt man erst mit einer zusätzlichen freien Schnittstelle auf einem der Rechner.
Ein dritter Rechner am selben Port ist genausowenig möglich, wie bei der seriellen Schnittstelle.
Nicht das klassische Floppynet (Datenaustausch mittels Disketten) ist gemeint, sondern tatsächlich die Vernetzung über den Amiga-Diskettenport. Offensichtlicher Nachteil ist die Beschränkung auf den Amiga - PC- Floppyports sind nicht kompatibel. Immerhin kann der Amiga 4 Floppylaufwerke verwalten, also ist noch Platz für maximal drei zusätzliche Amigas. Nachteil auch hier: Die sehr kurzen Leitungswege von maximal 50 cm zwischen den Rechnern. Nebenbei ist die Datenpumpe des Amiga auch nicht gerade überragend: 50 KByte/sec ist das theoretische Maximum, 20 KByte dürften realistisch sein.
Auch ISDN ist ein Netzanschluß. Man muß sich nicht einmal selbst anrufen, um die Methode zu nutzen, der interne S0-Bus kann auch ohne Gebühren benutzt werden. Voraussetzung ist natürlich, daß alle Rechner eine ISDN- Karte besitzen. Insgesamt können sich drei Rechner mit 8 KByte/Sekunde oder zwei mit 16 KB/sec unterhalten. Nur Anrufe kommen dann weder herein, noch können Sie selbst telefonieren. Und Treiber bekommen Sie dafür auch nur schwer, bzw. teuer.
Auch das geht. Das Siamese-System ist ja hinreichend bekannt, die Verbindung sogar ordentlich schnell (FastSCSI schafft 10 MB/sec auf 3 Metern Kabellänge, daß schlägt sogar 100MBit Ethernet-Karten, allerdings nicht in der Länge).
Probleme gibt es bei der ordentlichen Verkabelung. Die Versorgungsleitung der Terminierung darf nur auf einer Seite eingespeist werden, sonst krachts und zwar heftig. Der unbestreitbare Vorteil ist aber auch die gemeinsame Nutzung der Geräte auf dem SCSI-Bus von allen Rechnern aus. Hat man einen WideSCSI Hostadapter, kann man sogar bis 15 Geräte oder eben 15 Rechner zusätzlich anschließen. Nachteil ist wiederum die Länge: Maximal 6 Meter bei SCSI-2, nur 3 Meter bei FastSCSI-2. Außerdem gibt es für PCs keine Treiber, man ist auf Siamese angewiesen.
Sinnvoll für professionellen Einsatz mit mehr als zwei Rechnern. Es gibt auf jedem System eine Unzahl von Netzkarten und am wenigsten Probleme. Zur Zeit beherrscht der Amiga nur 10 MBit-Ethernet, das mit realen Geschwindigkeiten bis 400 KByte/sec protzt. Hat man einen guten Tag und optimale Netzkarten erwischt, sind auch schon mal 700 KByte Spitze drin.
Ethernet ist auf der PC-Seite ungeschlagen günstig (ab 25 DM pro Karte!), nur auf dem Amiga ist es natürlich wieder wesentlich teurer (ab ca. 200 DM). Dafür können Sie sich in jedes bestehende Ethernet einklinken, vorausgesetzt, es spricht ein Netzwerkprotokoll, das auch der Amiga kennt, sonst versteht er nichts.
Ethernet erlaubt eine Gesamtlänge von 185 Metern und bis zu 30 Anschlüsse. Eine spezielle, auch vom Amiga unterstützte Variante (10BaseT) erlaubt sogar unbegrenzt viele Rechner auf einer Strecke von 100 Metern, benötigt dafür aber einen/mehrere Repeater (auch Hub genannt), die wieder extra kosten.
Wie können Sie nun die Anforderungen an Ihr persönliches Netz herausfinden? Zuerst müssen Sie sich klar werden, wie viele und welche Rechner angeschlossen werden sollen. Sind es mehr als zwei, sollten Sie SCSI oder besser Ethernet in Betracht ziehen. Sind es nur Amigas, reicht auch ein Floppyport-Netzwerk.
Haben Sie ein hohes Datenaufkommen, das über die Rechner ausgetauscht werden soll, muß es ein schnelles Netz sein, also SCSI oder Ethernet. Wollen Sie dagegen nur mal so reinschnuppern, in die Welt der Netze, reicht ein serielles Nullmodemkabel vollauf.
Am ausbaufähigsten und problemlosesten ist auf jeden Fall ein Netz mittels Ethernetkarten. Nur müssen Sie u.U. eine größere Summe investieren, wenn Sie mehrere Amigas vernetzen wollen. Ein gemischtes Netz mit einem Amiga, PCs und Macs bekommen Sie ohne nervenaufreibende Tüftelei sowieso nur über Ethernet hin.
Planen Sie außerdem noch einen Internetzugang für alle Netzrechner, dann ist es am sinnvollsten, einen Rechner zum Gateway zu machen. Nur dieser hat dann Zugriff aufs Internet, alle anderen Rechner greifen über diesen einen darauf zu. Der große Vorteil: Ein ausgedienter 486er mit 50 MHz und PC-ISDN-Karte oder Modem reicht als Gateway, so etwas bekommen Sie heute gebraucht für unter 100 DM. Dazu das freie Linux als Betriebssystem und eine billige Ethernetkarte, fertig ist der Internetzugang für alle Netzrechner!
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